Die Maschenprobe
Wenn uns die Leidenschaft packt, wollen wir sogleich mit dem Stricken loslegen. Wer will sich dann noch lange mit einer Maschenprobe aufhalten?! Auch ich habe schon mal gleich mit dem großen Strickstück angefangen – und es bereut. Denn letztendlich bedeutet es Mehrarbeit. Bei der Länge kann man ja noch während des Strickens korrigieren: einfach ein paar Reihen mehr oder weniger. Obwohl dann die Höhe bei Ärmel- und Halsausschnitt auch oft nicht mehr so richtig stimmt. Aber bei der Breite kann es keine Kompromisse geben: Es hilft dann nur noch aufribbeln.
Wenn du sofort mit deinem Vorhaben erfolgreich sein willst, helfen dir diese Tipps:
- Stricke zuerst eine Maschenprobe mit der Nadelstärke, die in der Anleitung angegeben ist. Je größer du sie anfertigst, desto genauer wird sie und die Abweichungen zum endgültigen Gestrick fallen geringer aus.
- Wasche sie so wie du später auch dein Strickteil waschen wirst. Baumwolle kann in der Maschine gewaschen werden. Feines wie Seide oder Wolle solltest du mit der Hand in nur leicht temperiertem Wasser waschen. Kälter als handwarm. Nachdem du die Maschenprobe mit reichlich klarem Wasser ausgespült hast, rolle sie in ein Handtuch und drücke das Wasser gut aus. Ausrollen und liegend vollständig trocknen lassen.
- Die Mehrarbeit mag am Anfang lästig erscheinen, aber ungewaschenes Gestrick verhält sich anders als nach der Wäsche. Manches wird länger (z. B. Seide), anderes Material läuft ein (z. B. Baumwolle). Auch elastische Gestricke aus Wolle stehen nach dem Waschen nicht mehr unter Spannung und ziehen sich nicht mehr so stark zusammen. Dies ist von Muster zu Muster verschieden.
- Das Maschenbild wird gleichmäßiger.
- Die Maße nach der Wäsche sind entscheidend bei der Maschenprobe. Vergleiche deine Maschenprobe mit den Angaben in der Anleitung. Wenn du auf eine andere Zentimeterzahl kommst, nehme dünnere oder dickere Nadeln. Andernfalls fällt dein Strickstück schmaler, breiter, kürzer oder länger aus.
Maschenprobe vor und nach dem Waschen. Nach dem Waschen hat die Spannung nachgelassen und das Gestrick rollt sich nicht mehr so stark ein. (Babyalpaca mit 30% Seide)
Hier ist deutlich zu sehen wie sich das Gestrickte nach dem Waschen entspannt hat. Auf der linken Abbildung (ungewaschen) zieht sich das Muster stark zusammen. Du siehst 25 Maschen. Rechts (gewaschen) breitet es sich mehr aus. Hier passen nur noch ca. 18 Maschen ins Bild. Beide Ausschnitte zeigen die annähernd gleiche Höhe, links 27 Reihen, rechts sogar nur 26 Reihen.
Wer in diesem Beispiel die Maße vor dem Waschen für seinen Pullover zugrunde legen würde, nähme viel mehr Maschen auf. Spätestens nachdem du dein gutes Strickstück gewaschen hast, käme dann die Überraschung: Dein mit viel Liebe gestricktes Teil hätte sich gedehnt. (Material:100% Schurwolle, Nadelstärke 5)
Diese Maschenprobe zeigt ein zweifarbiges Patentmuster aus dünnem Baumwoll-Leinen-Garn mit dicken Nadeln gestrickt für einen luftigen Sommerpulli. Rechts nach dem Waschen sind die Maschen nicht nur gleichmäßiger, sondern das Gestrick ist auch flacher geworden und hat sich in der Breite ausgedehnt.
Und nun Viel Spaß und gutes Gelingen beim Stricken!
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